Natürlich hatten auch wir unsere Besorgnis gerade jetzt in das von politischen Aufständen gebeutelte Land zu reisen.
Unseren ersten Versuch mit dem Rad vom Libanon aus nach Damaskus zu reisen gaben wir nach der Entführung von sieben baltischen Radlern auf und verwarfen auch den Plan mit dem Bus von Beirut nach Damaskus zu reisen.
Nach langen Internetrecherchen und Beratung mit Freunden hielten wir es für vertretbar von Antakya (ehem. Antiochia) aus Richtung Aleppo und mehr oder weniger entlang der Nordgrenze zur Türkei zu fahren.
Ohne die Bilder von "Al Arrabia" und "Al Jaseera", die in jeder noch so kleinen Kaschemme geschaut werden, hätten wir rein gar nichts von den innenpolitischen Turbulenzen mitbekommen. Vor jeder Ortseinfahrt sahen wir bewaffnete Kontrollen, die wir jedoch meist unkontrolliert passieren durften. Und ob sich Armee, Polizei und Geheimdienst zum Schluss doch noch aufgrund der innenpolitischen Lage mit uns befassten oder einfach generell die Kontakte zur Bevölkerung nicht gerne gesehen werden entzieht sich leider unserer Kenntnis.
Aufs freundlichste werden wir bereits an der Grenze begrüßt, mit Handschlg und dem uns 10 Tage lang unaufhörlich begleitenden "Welcome in Syria".
Und wir sind wirklich willkommen.
Jeder will mit uns reden, uns helfen. Schlagen wir eine Karte auf kommen aus mindestens 4 Himmelsrichtungen Leute an um Hilfe anzubieten.
Kaum ein Auto fährt grußlos an uns vorbei,je nach Temperament mit Lichthupe (leider selten), kurzem Antippen der Hupe oder Trommelfelle zerreißendem Dauerton.
In vielen Cafes und Läden dürfen wir selbst nach mehr als den üblichen dreimaligen Versuchen einfach nicht zahlen.
Das Land zeigt sich uns im Frühjahr abwechslungsreich.
Grün in den bewässerten Teilen.
Endlich sehen und spüren wir den Euphrat und seinen riesigen Assad- Stausee.
Irgendwo lesen wir, dass 3000 der 8000 von der Unesco weltweit angegebenen Kulturgüter in Syrien liegen. Man kann also kaum ein paar km radeln ohne über prähistorische, phönizische, griechische, persische, römische, seldschukische, armenische, osmanische, islamische, katholische, syrisch- und griechischorthodoxe (die Liste ließe sich endlos erweitern nur fehlt mir gerade mein Reiseführer) Hinterlassenschaften zu stolpern.
Die Kreuzritter bitte nicht vergessen! Allerdings haben die mehr kaputt gemacht als erschaffen.
Aleppo gehört jetzt zu unseren Lieblingsstädten in der Welt.
Soviel Geschichte, Kultur, Lebensfreude, Orient, Kultur, Würde und Schönheit- ja auch wieder Schmutz und Chaos findet man selten.
Ein Land lebt von seinen Menschen.
Die "Schurken" sind eines der nettesten Völker dieser Welt!
Hätten wir jede Einladung angenommen und wären jeweils nur 10 min geblieben - was natürlich nie reicht - denn neben Tee gibt es natürlich auch genug zu essen- wir blieben noch jahrelang verschollen.
Uns faszinierten die Wüste, die Vielfalt der Menschen, die Gastfreundschaft, die Frühsommertemperaturen, die gute Infrastruktur, die freundlichen Verkehrsteilnehmer.
Und auch Armee, Geheimdienst und Polizei beobachteten uns zuletzt aufmerksam, aber immer freundlich und respektvoll.
Ein tolles Land!
Viele Grüße aus Dushanbe
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