Translate

Montag, 11. April 2011

Zelten mit viel Aufmerksamkeit

Nach 80km und viel Kultur bei den von deutschen Archäologen ausgeführten Ausgrabungen von Tell Sheikh Hamid suchen wir kurz vor Sonnenuntergang nach einem geeigneten Schlafplatz. Ist aber auch kein Problem, hinter den Häusern ist Wüste. Trotzdem fragen wir höflichkeitshalber in dem letzten Haus, ob wir jemanden stören würden.
Es ist schwer den Leuten,zu erklären, dass wir lieber zelten als das Übernachtungsangebot in ihrem Haus anzunehmen. Aber wir wollen lieber kochen als mit der Familie zu speisen. So ein Abend kann doch sehr lang werden wenn man keine gemeinsame Sprache spricht.

Kaum haben wir unser Zelt 500m weiter, also mitten in der Wüste, aufgeschlagen, schon kommen zunächst die Kinder, dann die Frauen mit Baby’s auf dem Arm. Wir zeigen alles: wo wir schlafen, Isomatten, Schlafsäcke, was wir kochen… dann wird gebeten doch Fotos zu machen. Geht uns hier den ganzen Tag so. Trotz Islam und auch Verschleierung knipst jeder jeden. Also kommen zunächst die Kinder dran, dann die Baby’s, dann Gruppenbild mit Frauen. Ja wir werden irgendwann die Fotos schicken.

2 junge Männer mit Motorrädern kommen an, schicken die Frauen weg, wollen uns dazu bewegen, im Haus zu schlafen. Sie scheinen ärgerlich, fahren aber schließlich doch wieder ab.

Kurze Zeit danach, unser Essen brennt gerade an, kommen unsere Hausherren und Nachbarn mit ernsten Gesichtern, Der Small-Talk, führt dann nach einiger Zeit darauf hinaus, dass wir die Bilder sämtlicher abgelichteter Frauen löschen mögen –machen wir selbstverständlich!

Würden eigentlich mittlerweile gerne essen, aber jetzt kommen 2 weitere Männer im alten Peugeot 504. Stellen sich als Polizisten vor. Tragen Zivilkleidung, schreiben unsere Personalien auf und fragen uns, ob wir nicht lieber in einem Haus schlafen mögen.

Mögen wir nicht.

Das Essen ist nicht nur angebrannt, sondern mittlerweile auch kalt. Nun kommen zwei weitere Herren mit Motorrädern.

Die Wüste lebt!!!

Sie wirken ungehalten. Wir sollen zum Haus gehen und bei unseren neuen Freunden schlafen. Zur Not könnten wir auch in der Schule schlafen oder im Zelt neben der Moschee, nur nicht hier.Wir brechen schon beinahe auf. Mittlerweile ist es schon dunkel. Rufen dann aber unseren Freund in Aleppo an mit der Bitte zu übersetzen, was die eigentlich von uns wollen – nur Sorge um unser Wohlergehen! Es könnte uns ja was passieren! Hier gibt es Hunde und Schlangen und ein Gewitter könne womöglich aufziehen!!! Selbstverständlich könnten wir aber auch hier bleiben.

Tun wir dann auch!

Hunger, endlich essen – Aber schon wieder kommt ein Auto. Diesmal uniformierte Polizei. Bieten uns erst mal Zigaretten an. Sie wollen auch wiederunsere Pässe sehen, alles aufnehmen – Welcome to Syria – danke. Wir fühlen uns trotzdem sehr wohl und schlafen dann auch bald ein.

Allerdings nicht lange, denn jetzt kommen die Hirtenhunde.

Erst nur laut bellend mit einigem Abstand, dann immer näher, wir riechen ihren Atem, Mischung aus ein bisschen Gruseln und Heimweh nach unserem lieben Crumbs.

Ein paar Steinwürfe helfen, sie auf eine erträgliche Entfernung zu vertreiben.

Um 4:20 ruft der Muezzin. Noch eine weitere Stunde, dann sind wir ausgeschlafen, bereiten Frühstück vor – und bekommen von unseren Nachbarn ein wunderbar duftendes frischgebackenes Fladenbrot vorbeigebracht.

Beim ersten Stopp dieser Etappe werden wir- wie immer- natürlich wieder zum Tee eingeladen. Alle sind freundlich, nur ein LKW-Fahrer erscheint mürrisch. Dieser überholt uns dann noch 2x, ohne dass wir ihn zuvor abbiegen sahen.

Kurz darauf hält uns ein Toyota Pick-up an, Passkontrolle, Polizei. Leider kein Wort englisch. Also zeigen wir alles was sie wollen und fahren weiter. Nach wenigen km biegt der Pick-up wieder vor uns ein und fährt kontinuierlich 200m voraus. Schade, wir haben einen fürchterlichen Gegenwind und könnten Windschatten gut gebrauchen.

Der Wind entwickelt sich zum Sandsturm. Wir werden langsamer, der Pick-up auch. Wir bleiben stehen , sprechen mit den Hirten und provozieren damit, dass unsere Verfolger zurückstoßen. Unsere Frage, ob sie uns in die nächste Stadt mitnehmen wollen stößt zunächst auf Verunsicherung. Nach kurzer Besprechung werden unsere Räder dann aber gerne aufgeladen, und wir bekommen einen Transfer über 50km bis zur Distriktgrenze .

They were happy, we were happy!!!

Als wir 50 km später in Hassakie eintreffen registrieren wir, dass die am Ortseingang übliche Polizeiwache zum Telefon greift.

Wir übernachten, fahren am nächsten morgen mit dem Zug in die Grenzstadt zur Türkei . Ganz unauffällig folgt uns dort im Abstand von 200m ein uralter weißer Peugeot 504.

Ganz Syrien rief uns ein „Welcome to Syria“ zu – nur diese Herren waren wohl froh, dass wir endlich weg waren.

Wir winken ihnen trotzdem beim Erreichen der Grenze nochmal freundlich zu.

Syrien war für uns wunderschön- manchmal auch amüsant! Abschließender Bericht folgt














































































































Mehr Fotos in Google Fotos:

https://photos.google.com/album/AF1QipNTUlABiW4ByvtfE5RUABCAAj9W0UlK8VOdrth7

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen