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Samstag, 28. März 2020

Das Radeln in den Zeiten der Corona / Portugal - Andalusien











Es ist herrlich. Nach dem viel zu warmen und grauen Winter in München grüßen uns Sonne und sommerliche Temperaturen in Porto/ Portugal.
Die Wohnung in München ist ausgeräumt, und bis die neue am Schliersee fertig sein wird dauert es noch ein paar Wochen.
Wir schwingen uns auf unsere mitgebrachten Räder. Ein paar Wochen haben wir noch Zeit.












Über die Städte Aveiro und Coimbra fahren wir nach Lissabon und weiter durchs Alentejo und die Algarve nach Spanien.
Hunderte von Störchen Klappern entlang unseres Weges in ihren Nestern.
Auf einer Kirche, in der Größe einer mittleren bayerischen Kapelle befinden sich gleich 12 solche Storchennester.




















Es blühen Mimosen, Ginster, Lavendel, Mandeln, Orangen und vereinzelt auch schon Kirschen.














Diese Radreise war eigentlich gänzlich ungeplant.
Wir fliegen nach Porto und fünf Wochen später von dort zurück.
Ein solches Herangehen führt mitunter zu Problemen.
Mal fährt man langweilige Strecken. Dann gibt es keine geteerte Straßen. Und nicht immer finden sich gute Restaurants und Unterkünfte.
Dafür findet man aber auch landschaftliche Göhepunkte von denen man gar nichts wusste.
Und hübsche uralte Städte. Wie zum Beispiel Mertola im Alentejo unweit der spanischen Grenze.
Ein paar Tage bleiben wir in dem hübschen Ort.

















Auf kleinsten Straßen erreichen wir Spanien. Andalusien.










Das Wetter ist bestens. Der Wind kommt von hinten.



Unendliche Orangenplantagen säumen unseren Weg.
Und Erdbeeren unter Plastikfolien.












Auch durch Zufall finden wir einen der größten Wallfahrtsorte Spanien: El Rocio.
Gelegen direkt am Nationalpark an der Mündung des Guadalquevir.
Allerdings fühlt man sich in El Rocio wie in einer Westernstadt.
Die Straßen ungeteert, bedeckt mit tiefem Sand, wo wir mit unseren Rädern große Probleme haben.
Selbst beim Schieben.
Hier sind Pferde und Reiter deutlich im Vorteil.

































Es muss aber nicht immer nur Natur sein.
Wir freuen uns nun auf Kultur und die antiken Perlen Andalusiens wie Sevilla, Córdoba, Ronda, Málaga und Granada. Lauter Städte mit Weltkulturerbestatus.








In Sevilla erreichen die Temperaturen bereits 30 Grad.






















Bis hierher kam der Wind zuverlässig aus Nordwest. Das passte gut. Wir radeln nach Südost. Das fühlte sich an wie Ebiken.
Corona??? Scheint man hier in Portugal und Spanien noch nie gehört zu haben.
Bei unserer Ankunft in Porto gab es in ganz Portugal noch nicht eine bestätigte Infektion.
In Spanien bis dahin auch nur ein paar in Madrid. Wen interessiert das in Andalusien?
Zwei Tage dauerte die Fahrt von Sevilla nach Córdoba.
Jetzt scheinen wir aber auf einmal in einem anderen Land zu sein.
Das einzige Thema: Corona!


Auch uns wird es jetzt schnell mulmig.
Unser Rückflug startet in Porto.Dahin müssen wir noch kommen.
Bis dorthin sind es noch gut 800 Kilometer.
Und es gibt erste Gerüchte, dass es zu Bewegungseinschränkungen in Spanien kommen könnte.
Wir fühlen uns besser, wenn wir der Stadt Porto zumindest näher kämen.
Es sind von hier etwa 300 Kilometer bis zur Grenze. Leider nun mit heftigen Steigungen und Gegenwind.
In einem Dorf erzählt man uns, ab morgen müssen alle Bars und Restaurants schließen.
Der nächste Tag ist ein bisschen schrecklich. Kräftiger Gegenwind, steile Anstiege eine ziemlich langweilige breite Nationalstraße und nach dem typischen spartanischen Frühstück keine offene Bar, kein Restaurant. Damit auch keinen Kaffee, kein Sandwich, kein Wein.
Übernachtung in einem Truckerhotel.
Zweckmäßig ist das beste, was man zu diesem sagen kann. Und man gibt uns sogar auch noch eine Kleinigkeit zu essen.
Am frühen Morgen lesen wir auf dem Smartphone, dass nun eine (fast) totale Ausgangssperre ausgerufen wurde.
Erst viel später stellt sich heraus, dass diese erst am nächsten Tag um 8:00 Uhr beginnt.
Es sind noch 130 Kilometer bis zur Grenze. Wir schaffen das - unter Mühen - trotz Gegenwind und erreichen in Portugal Elvas, eine kleine wunderschöne Stadt. Weltkulturerbe.


Nach Fotografieren ist es uns jetzt nicht mehr.
Daher nur noch ein paar Bilder vom Weg nach Cordoba und von dort weiter. Raus aus Spanien!



















Geschafft! Wir kommen noch raus aus Spanien.
Rein nach Portugal.
Wir sind die einzigen Touristen.
Es kommt uns so vor als würden wir ein wenig argwöhnisch betrachtet.








Wir kommen nach Elvas. Eigentlich wieder ein unerwartetes Highlight.
Hier wurde gerade der erste Fall von Corona im Alentejo festgestellt.
Portugal schließt daraufhin die Grenze zu Spanien. Das ging für uns ja gerade noch einmal gut.
Die Stimmung in der Stadt ist gedrückt. Die eh immer etwas traurig wirkenden Portugiesen sehen noch trauriger aus. Saudade nennt man das Gefühl hier.
In Elvas geht man uns offensichtlich aus dem Weg. Als Ausländer wirken wir wohl gefährlich. Und dann noch mit den Bicicletas. Wo die wohl überall waren?
Im Hotel sind wir die einzigen Gäste. Der Hoteldirektor wirkt verzweifelt.
Die Regierung kündigt an den Ausnahmezustand auszurufen und einschneidende Maßnahmen zu ergreifen....

























Jetzt reicht es uns endgültig. Wir nehmen den Zug nach Porto. Und haben Glück. Die Fahrräder werden akzeptiert.
Dennoch, uns blutet das Herz. Bilderbuchlandschaften, prächtiges Wetter, ein Blumenmeer, und wir sitzen im Zug.
Bezahlen dürfen wir de 5- stündige Fahrt nicht. Der Schaffner darf wegen des Infektionsrisikos kein Geld anfassen.














Porto ohne Touristen ist ungewöhnlich. Normalerweise würde man sich freuen. Jetzt wirkt diese Stimmung aber eher bedrohlich.
Die Bewegungseinschränkungen sind noch nicht in Kraft. Einige wenige Bars und Restaurants sind noch geöffnet. Vor den Lebensmittelgeschäften teils lange Schlangen. Es wird nur eine gewisse Menge an Kunden eingelassen. Die Leute in den Schlangen halten etwa zwei Meter Abstand. Teilweise kontrolliert das die Polizei.
Fast alle anderen Geschäfte mussten schließen.














Wir haben eine herrliche Ferienwohnung direkt am Atlantik. Normalerweise unbezahlbar. Aber es sind schwere Zeiten. Da freuen sich die Vermieter jetzt auch über kleinere Beträge.




















Die deutsche Botschaft fordert die Landsleute auf heimzufliegen. Umbuchungen erledigt die Lufthansa kostenlos. Wegen der Fahrräder lässt sich die Umbuchung aber nicht online erledigen. An die Leitung bekommen wir auch nach Stunden niemanden. Wir sind mit unseren Problemen eventuell nicht allein.
Fahren wir halt raus zum Flughafen. Vielleicht hilft man uns dort weiter.
Neuerdings müssen die Fahrräder bei der Lufthansa in Koffern oder Kartons transportiert werden.
Wo bekommen wir solche Kartons.
Wir radeln zum Flughafen.
Der Flughafen darf leider ausnahmslos nur von Passagieren betreten werden, die zeitnah einchecken. Wir gehören nicht zu diesen.
Man versichert uns aber, dass wir am Flughafen mit Sicherheit keine Kartons bekommen werden,und auch Gepäck wird nicht in Folie verpackt.
So wenig wie möglich Personal soll am Flughafen arbeiten.
Wie verpacken wir nun unsere treuen Räder?
Leider mussten alle Bike Shops schließen.
Finden wir eine Spedition?
Oder lassen wir sie hier? Und Wenn ja, wo?
Wir mailen etwa zehn der geschlossen Läden an. Einer antwortet und ist bereit sie zu verpacken und uns an den Flughafen zu Er klagt uns sein Leid. Die Miete, die Unkosten. Lange kann er das nicht überleben. „Euch in Deutschland geht es da deutlich besser. Da hilft der Staat. Portugal hat kein Geld. Also auch keine Hilfe! Da freue ich mich über jeden Euro."

Ansonsten geht es uns bestens.
Das Wetter ist noch immer schön.
Das Meeresrauschen dringt durch die Fenster.
Viele Läufer, Radler, Kinder, Hunde und Liebespaare auf der Strandpromenade.
Kochen tun wir selbst. Es gibt viel Gemüse und Meeresfrüchte.
Und Portugal hat hervorragende Weine.
Und der Fado klingt in diesen Tagen noch ein wenig trauriger...










Unser gebuchter Rückflug wurde von der Lufthansa gecancelt. Nach zwei Stunden Wartezeit bekommen wir doch noch jemanden von der Lufthansa an den Apparat. Direktflüge nach München gibt es nicht mehr. Also über Genf. „Okay, wenns nicht anders geht."
Eine Stunde später.... Der Flug von Genf nach München wurde auch gecancelt. Nun also Porto- Genf- Zürich- München. Mal schauen was in den nächsten Tagen noch so kommt.
Ein weiteres kleines Problem.
Jetzt fliegen wir ja über die Schweiz.
Da könnte es passieren, dass wir 14 Tage Quarantäne einhalten sollen.
Wegen Corona wird allerdings unsere neue Wohnung verspätet fertig. Welche Adresse geben wir jetzt an?
Da müssen wir uns wohl notgedrungen in einer Pension einmieten.
Den Nachrichten entnehmen wir, dassab sofort  in Bayern keine Zimmer für touristische Zwecke vermietet werden dürfen. Pensionen und Hotels schließen. Und nun?
Nach vielen Stunden am Smartphone finden wir eine Ferienwohnung, die alle Bestimmungen erfüllt. Und uns auch noch gefällt. 14 Tage können sonst sehr lang werden.
Besonders nach der totalen Freiheit zuvor.






















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