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Montag, 8. April 2019

Carretera Austral IV : Die müden Helden

Exakt sechs Monate nach unserem Start in München haben wir Villa O’Higgins erreicht, das Ende der Carretera Austral.
Mit großer Vorfreude haben wir uns auf den letzten Abschnitt begeben.
Aber es erreichen diesen netten Ort nicht zwei strahlende kraftstrotzende Helden,sondern eher zwei lädierte, müde, ausgezehrte Gestalten...
Die letzten 500 Kilometer Schotterpisten, Regen, Kälte und Sturm haben ihre Spuren hinterlassen.
Die Carretera ist dort im fernen Süden in einem deutlich schlechteren Zustand als bei unserer letzten Fahrt vor 2 Jahren.
Viel Schotter, Schlamm , Schlaglöcher und Wellblech.
Besonders letzteres tut uns weh. Im wahrsten Sinne des Wortes. Beide hatten wir einen fast identischen Sturz. Auf Schotterpiste erwischt uns am Ufer des Lago Cisne, nur 15 km vor Villa O'Higgins, eine Orkanböe, was zu einem wenig spektakulären Sturz bei niedriger Geschwindigkeit führt.   Beide trugen wir auch brav unseren Helm, der zwar den Kopf schützte, aber nicht die Rippen. In diese bohrten sich unsere Lenker, was zu ziemlich üblen und lang andauernden Schmerzen führt. Das Umdrehen im Schlaf schmerzt, mehr noch Husten, Niesen, Lachen, ja selbst das tiefe Schnaufen an den unzähligen Steigungen. Und besonders das verfluchte Wellblech auf lange nicht bearbeiteten Pisten.
Eine unserer immer wiederholten Weisheiten lautet: „Je schlechter die Wege, desto toller die Landschaften..“
Da es kaum schlechtere Wege weltweit gibt kann man sich die Landschaften wohl vorstellen. Wie der liebe Gott sie angelegt hat. Bis auf das kaum sichtbare Band der Holperpiste sieht man keine Eingriffe des Menschen. Uralte Alercen- und Südbuchenwälder. Die Flüsse fließen wie sie wollen. Unendlich viele Wasserfälle rauschen von den Gletschern des Südlichen Eisfeldes, der viertgrößten Eisfläche der Welt. Größere gibt es nur in der Antarktis, Arktis und Grönland.
Hier in O‘Higgins fühlen wir uns wie in arktischen, sorry antarktischen, Gefilden.
Dabei liegt O‘Higgins auf dem 48. Breitengrad,
wie München, nur halt auf der Südhalbkugel. Und die Antarktis ist groß und sendet Kälte, Strömungen und Stürme bis weit in den Norden.
O’Higgins, der größte, ja einzige Ort weit und breit hat etwa 500 Einwohner. Hier endet die Carretera Austral am Lago O‘Higgins in den der Gletscher O‘Higgins seine Eismassen schiebt. Es ist der viertgrößte See Südamerikas und mit mehr als 800m auch der tiefste. Und der wohl stürmischste.
Um nicht den gleichen Weg zurückfahren zu müssen haben Wanderer, Reiter und Fahrradfahrer die Möglichkeit über eine üble Piste nach Argentinien zu wechseln. Dazu müssen sie aber erst einmal über den See. Das geht nur wenn es nicht zu stürmisch ist. So kann man hier leicht mehrere Tage festsitzen. Wir tun es freiwillig und freun uns über  unsere gemütliche Cabana mitten in der Wildnis, einen Kilometer vom „Stadtzentrum“ entfernt.
Jetzt nach fünf Tagen kennt uns jeder. Knorrige, freundliche, freiheitsliebende und hilfsbereite Menschen leben hier. Sie lieben ihre Radler von denen fast jeden Tag noch welche ihr Ziel erreichen.
Die meisten allerdings mit den Rädern auf einem Pickup.
Die Konditionen sind momentan nicht die besten.
Das Internet arbeitet hier kaum einmal und wenn dann langsam.
Bilder kommen also erst später.




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